Neulich haben wir nach ungefähr 9 Jahren unseren Kleiderschrank im Schlafzimmer umgestellt. Er steht jetzt nicht mehr auf der linken Seite, wenn man hineingeht, sondern auf der rechten. Und ich spüre immer noch den inneren Impuls, auf die linke Seite zu gehen, wenn ich das Schlafzimmer betrete, um zum Kleiderschrank zu gehen.
Immer ist da diese kleine Irritation, dass der Schrank nicht mehr dort steht, wo er die ganze Zeit gestanden hat. Wenn mich der Schrank nicht „zwingen“ würde, nach rechts zu gehen, würde ich sicherlich einfach aus Gewohnheit weiter zur linken Seite schwenken. Außerdem habe ich in meiner Kommode (die jetzt links steht und nicht rechts) meine Pullover und Kleider umsortiert. Jetzt muss ich immer noch schauen, wo was ist.
Eigentlich wollte ich den Schrank schon seit Jahren umstellen. Aber er ist groß und schwer und ich war mir nicht sicher, ob meine Vorstellung in der Realität auch wirklich besser wäre. Und da es ja nicht so schlimm war, haben wir ihn einfach dort stehen gelassen, wo wir ihn beim Umzug der Einfachheit halber hingestellt haben.
Einfach mal ausprobieren
Da ich aber gerade damit beschäftigt bin, im Schlafzimmer einiges umzuräumen, habe ich mich entschlossen, den Schrank umzustellen. Ich konnte meinen Mann glücklicherweise ganz einfach überzeugen, es auszuprobieren.
Ich habe mir von Nachbarn Möbelbretter geliehen und wir haben den Schrank ausgeräumt, darauf gehoben und ganz easy an die neue Position geschoben. Es hat dann gar nicht so lange gedauert, wie ich es befürchtet hatte.
Diese kleine Geschichte hat mir mal wieder gezeigt, wie sehr wir von Gewohnheiten geprägt sind. Das ist ja auch ganz praktisch: So muss ich nicht jedes Mal überlegen, wo der Schrank steht. Oder wo ich meine Hosen und wo meine Pullover einsortiert habe. Aber manchmal verführen Gewohnheiten dazu, alles beim Alten zu belassen, auch wenn es vielleicht gar nicht die beste Lösung ist.
Gewohnheiten und Veränderungen:
Manchmal werden Erfahrungen zu Gewohnheiten, die nicht immer sofort abzulegen sind. Es braucht Zeit und den Glauben daran, sich selbst verändern zu können.
Manchmal entstehen Gewohnheiten einfach so, weil man nicht weiter darüber nachgedacht hat.
Manchmal ändert man Dinge nicht, weil man nicht weiß, ob es wirklich besser wird.
Manchmal scheut man den Aufwand, doch man verbringt dann viel mehr Energie damit, mit der aktuellen Situation unzufrieden zu sein.
Manchmal braucht man Hilfe, damit eine Veränderung leichter anzugehen ist.
Manchmal muss man es einfach ausprobieren, sprich: handeln!
Ich bin übrigens jetzt zufrieden mit dem neuen Standort. Und das mit dem Rechts und Links bekomme ich auch noch hin!
PS: 2 Jahre später haben wir unsere Wohnung renoviert und umgeräumt. Darüber berichte ich hier und hier.
Foto: © Silke Maschinger