Vor einigen Tagen haben mein Mann und ich unser Testament gemacht. Und weil wir schon mal dabei waren, auch gleich eine Generalvollmacht und eine medizinische Verfügung. Wir haben das nicht gemacht, weil einer von uns beiden krank ist oder im Sterben liegt, sondern gerade deswegen, weil es uns jetzt gut geht.
Und wir wollten das geklärt haben, bevor es soweit ist. Denn wer will schon einen sterbenden Menschen noch zu einem Testament ermutigen?
Ein Spaß war es nicht. Eine Hochzeit fokussiert sich auf die positiven Seiten, bei einem Testament mit Vollmachten fokussiert man sich auf all die schlechten Ereignisse, die geschehen können. Die Notarin hat uns die Vollmachtstexte für jeden vorgelesen.
Darin ging es um Koma, nicht mehr vorhandene Lebensfunktionen, Zwangsernährung und –beatmung, Geschäftstüchtigkeit, freiheitseinschränkende Maßnahmen und all die anderen Situationen, mit denen man eigentlich nie konfrontiert werden möchte. Doch wer weiß schon, ob das nicht doch mal der Fall sein wird?
Deswegen haben wir jetzt Vorsorge getroffen. Denn aus eigener aktueller Erfahrung weiß ich, welchen Aufwand, welche Sorgen und Probleme es machen kann, wenn eine Angehörige auf einmal sterbenskrank ist. Und wie schwierig alles werden kann, wenn z.B. für die Verstorbene die Wohnung gekündigt werden muss.
Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, mit der Vollmacht meinem Mann alle Rechte zu übertragen. Aber es geht ja nur um den Fall, dass ich es selbst nicht mehr kann. Und wer, wenn nicht der Partner (oder andere Familienangehörige) sollte das sonst machen? Ein Unbekannter, der vom Gericht bestellt wird?
Auch wenn ich voll zu meinem Mann und der Ehe mit ihm stehe, so war es dennoch nochmal eine weitere Prüfung, wie sehr ich ihm vertraue. Klar kann ich diese Entscheidungen irgendwann mal widerrufen, aber jetzt musste ich entscheiden, ob ich ihm mein Leben anvertraue, für den Fall, dass ich selbst nichts mehr entscheiden kann. Und ja, ich habe es getan…
Jeder von uns wird sterben, da kommt niemand drum herum. Deswegen möchte ich wirklich alle ermutigen, sich mit dem Thema Testament und zumindest den medizinischen Vollmachten zu beschäftigen und Entscheidungen zu fällen, solange es noch geht.
Denn wenn es wirklich notwendig wird, ist es meist schon zu spät. Es macht keinen Spaß, aber hilft den Angehörigen, in den Situationen, die so schon extrem belastend sind, Entscheidungen zu fällen bzw. Aufgaben übernehmen zu können.