Früher war ich immer sehr gestresst, wenn ich gemerkt habe, dass ich zu spät komme. Wenn ich mit dem Rad unterwegs war, bin ich schneller gefahren. Wenn ich zu Fuß unterwegs war, bin ich schneller gegangen. Wenn ich mit dem Bus unterwegs war, habe ich dauernd auf die Uhr geschaut und war total hibbelig.
Und wenn ich dann bei meiner Verabredung angekommen war, brauchte ich erstmal eine Zeit, bis ich mich auf das Treffen einlassen konnte, weil ich innerlich immer noch so angespannt war.
... gehe langsam.
Bis ich irgendwann gemerkt habe, dass das überhaupt nichts bringt. Na gut, vielleicht ein paar Minuten, aber meistens war ich einfach zu spät, und dann war es egal, ob es 5 oder 10 Minuten Verspätung geworden sind. Ich bin immer noch ein pünktlicher Mensch, aber wenn ich merke, dass ich es nicht rechtzeitig schaffe, dann ist das halt so. Ich entspanne mich dann in die Situation hinein und nehme es einfach hin, dass ich meinen Anspruch und die Erwartungen anderer in Sachen Pünktlichkeit dieses Mal nicht genüge leisten kann.
Dabei ist es egal, ob ich zu einer Verabredung unterwegs bin, ob ich etwas fertig bekommen muss oder etwas einfach nicht so läuft wie geplant. Das bedeutet nicht, dass ich dann faul werde oder gar nichts mehr tue, sondern einfach, dass ich die Anspannung rausnehme und mich quasi an das (gefühlte) Schneckentempo anpasse, an dem ich jetzt gerade nichts ändern kann.
Der Blick von außen kann helfen
Natürlich gelingt auch mir das nicht immer. Manchmal bin ich so in meinem Druck verfangen, dass es mir gar nicht mehr auffällt, dass ich so angespannt bin. Dann hilft es mir, wenn mich jemand anderer daraufhinweist.
Als ich wegen meiner Praxiseröffnung seht angespannt war, weil vieles nicht so lief, wie ich mir das vorgestellt hatte, sagte eine Freundin zu mir: Du kannst Dich jetzt stressen oder einfach die Situation akzeptieren, wie sie ist. Letzteres ist wesentlich leichter.
Und das habe ich dann auch getan. Das hat an der äußeren Situation nichts geändert, aber innerlich hat es mir wieder Luft und Leichtigkeit gebracht und hat Raum gemacht für kreative Lösungen. Es mag paradox scheinen, dass es hilft, langsamer zu werden, wenn man gestresst ist. Aber letztendlich ist es einfach nur ein anderer Umgang mit dem, was da ist, und was man gerade nicht ändern kann.
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