Neulich habe ich bei meiner morgendlichen Gassirunde ein leeres, angepicktes Ei gefunden. Ich habe es im Gras unter Bäumen entdeckt und sofort kam mir die Idee für einen Blogartikel zum Thema "Risiken des Neuanfangs". Ich nahm das Ei mit und nach dem Frühstück habe ich es fotografiert, um es als Artikelfoto verwenden zu können.
Genau hinschauen
Als ich es mir dann am Bildschirm in der Vergrößerung anschaute, entdeckte ich auf einmal eine Linie auf dem Ei und mir wurde klar: Das ist gar kein echtes Vogelei, das ist ein Plastik-Ei!
Vermutlich hatte der Vogel, der das Ei aufgepickt hatte, auch mit mehr Inhalt gerechnet. Ich musste sehr lachen und habe mich entschieden, jetzt diesen Text zu schreiben:
Häufig sehen wir etwas und haben sofort eine Deutung im Kopf, was es ist. Es kann sein, dass wir jemanden sehen und anhand seiner Kleidung auf seinen Charakter schließen. Oder etwas sieht lecker aus, ist es aber gar nicht: Als Kind ist es mir mal passiert, dass ich Sülze mit Götterspeise verwechselt habe, weil ich Sülze nicht kannte. Der negative Überraschungseffekt war sehr groß!
Dieser Vorgang von Interpretation oder Vor-Urteil ist nicht grundsätzlich schlecht. Es hilft Dir auch dabei, nicht täglich jede Situation neu entscheiden zu müssen. Wenn Du einen guten Weg zum Park gefunden hast, musst Du Dich nicht immer wieder neu entscheiden, wo Du langgehst. Wenn Du häufig erlebt hast, dass Du Deinem Partner vertrauen kannst, vertraust Du ihm generell und stellst nicht immer wieder die Grundsatzfrage, ob er eine vertrauenswürdige Person ist.
Das Problem ist nur, dass wir dann unbewusst manchmal denken, diese eine Sichtweise wäre die ganze Wahrheit. Weil wir uns so daran gewöhnt haben, dass wir sie als die einzig richtige Sichtweise betrachten. Gerade in Konflikten neigen wir dazu, jemanden als dickköpfig, stur oder unfähig wahrzunehmen.
Doch wenn wir uns die Zeit nehmen, genauer hinzuschauen, entdecken wir auch noch andere Facetten. Vielleicht, dass das Schweigen des Partners keine Dickköpfigkeit ist, sondern auf Unsicherheit begründet. Dass Du nicht immer von Dir auf andere schließen kannst. Oder dass Deine Wut in Deinen Erfahrungen als Kind wurzelt und Du erst einmal bei Dir schauen kannst, was bei Dir los ist, bevor Du den anderen dafür verurteilst, dass er so ist, wie er ist.