Jeder wünscht es sich: die eigene Kraft leben zu können, das eigene Potential auszubauen. Das zu leben, was in einem steckt. Doch was bedeutet das eigentlich? Geht es darum, immer mehr aus sich herauszuholen, immer mehr zu leisten, effektiver zu werden? Seinen Zeitplan noch besser zu managen?
Wenn ich über Kraft spreche, meine ich damit, die eigene innere Kraft zu finden. Sich also nicht an anderen und deren Erwartungen zu messen, sondern zu schauen: Wie groß ist meine Kraft jetzt gerade und was ist möglich zu verändern?
Und worin besteht diese Kraft überhaupt? Geht es um die rein körperliche Kraft, die Schaffenskraft, die finanzielle Fülle oder darum, die eigenen Stärken zu erkennen und immer wieder neu zu leben?
Kraft zyklisch betrachten
Ich betone hier absichtlich, dass es darum geht, immer wieder in die Kraft zu kommen. Warum? Weil ich in einem zyklischen Modell denke, in dem es nicht darum geht, an einem Zielzustand anzukommen und dort zu bleiben. Sondern immer wieder dafür zu sorgen, dass ich meine Kraft steigere.
Wenn ich so denke, dann sind Tiefpunkte oder Pausen mit eingeplant. Dann geht es nicht darum, zielstrebig voranzugehen, sondern immer wieder dran zu bleiben, auch wenn man mal nicht weiter kommt oder zu wenig Kraft hat für das, was man erreichen möchte. Dann gibt es kein Scheitern, sondern einfach nur die nächste Runde.
Es gibt diesen schönen Spruch: In der Ruhe liegt die Kraft. Ich mag ihn deswegen, weil er zwei scheinbar widersprüchliche Pole miteinander verbindet. Und damit zeigt, dass diese beiden Pole einander bedingen. Deswegen denke ich nie nur an die Kraft, sondern immer auch an den Gegenpol: Ich kann meine Kraft kann nur leben, wenn ich immer wieder auch für Erholung sorge. Wenn ich das nicht tue, verausgabe ich mich, bis ich gar keine Kraft mehr habe und lange brauche, um mich wieder zu regenerieren.
Ruhe ist eine Quelle der Kraft
Deswegen gehört zu der Frage, wie komme ich in meine Kraft, genau so die Frage: Wie erhole ich mich? Was hält mich zurück, welche Ängste oder Zweifel habe ich? Warum kann ich nicht in die Ruhe kommen? Glaube ich, dass es nie genug ist, was ich tue, und kann mich deswegen nicht gründlich erholen? Oder kann ich nicht loslassen, weil damit vielleicht auch unangenehme Gefühle in mein Bewusstsein dringen könnten?
Und es gilt die Verbindung der beiden Pole bewusst zu gestalten. Nicht nur aktionistisch zu arbeiten, sondern immer noch so viel Aufmerksamkeit auf sich selbst zu haben, dass man merkt, dass der Höhepunkt der Kraft schon vorbei ist. Und sich dann dementsprechend zu verhalten, in dem man langsam ruhiger wird oder einfach leichtere Dinge macht.
Und nach der Erholungsphase dann auch wieder Schritt für Schritt loszulegen und nicht zu viel auf einmal zu wollen. Denn manchmal sind die kleinen Schritte die ganz großen.
Foto: © Silke Maschinger