Auch wenn Du sie zwischenzeitlich vergisst, Deine Träume kommen immer wieder. Sie möchten Dich daran erinnern, was Deine Seele vermisst. Mag sein, dass der ganz große Traum nicht mehr möglich ist, aber was zählt, ist jeder kleine Schritt in die richtige Richtung. Egal, wie alt Du bist.
Der alte Traum vom Fliegen
Als ich Anfang 20 war, träumte ich häufig im Schlaf, fliegen zu können. Ein paar Schritte Anlauf, die Arme ausbreiten und abheben. Leicht, frei und losgelöst von allem, das war wunderschön. Doch immer wenn ich aufwachte, wurde mir klar, dass ich doch nicht fliegen kann.
Nach einiger Zeit träumte ich davon, mit einem Drachen(schirm) zu fliegen. Als ich nach dieser Nacht aufwachte, dachte ich: Wow, ich kann es ja doch möglich machen!
Ich lernte sogar eine Frau kennen, die gerade einen Flugschein machte, aber als Studentin hatte ich weder das Geld noch das passende Auto dazu, und so ließ ich den Traum los.
Im Laufe der Jahre vergaß ich meinen Traum. Ich dachte vielleicht ab und an daran, aber es hatte keine große Bedeutung mehr für mich.
Meine alte Sehnsucht kehrte zurück
Als ich Mitte 40 war, bekam ich die Diagnose Brustkrebs. Ich hatte ungefähr ein Jahr der Therapie zu überstehen und in dieser Zeit überlegte ich mir auch, ob ich noch unerfüllte Träume hätte. Und womit ich mich selbst für Durchstehen der ganzen Zeit belohnen könnte.
Das einzige, was mir einfiel, war mein alter Traum vom Fliegen.
Als ich wieder genügend Kraft hatte, haben mein Mann und ich erstmal eine Heißluftballonfahrt gebucht. Das war zwar auch schön, so dahinzuschweben, aber wir standen in einem großen Korb. Hinter uns der heiße, fauchende Flammenwerfer, der dafür sorgte, dass wir oben blieben. So stellte ich mir fliegen nicht vor. Ich wollte doch fliegen wie ein Vogel, frei und leicht!
Wenn der Zufall hilft
Ein Jahr später waren wir im Urlaub im bayrischen Wald. Als ich dort im Internet schaute, was dort in der Region Sehenswertes gibt, entdeckte ich zufällig, dass dort in der Nähe Drachen-Tandemflüge angeboten wurden.
Ich musste erst ein bisschen hin und her telefonieren, bis ich jemanden gefunden habe, der das wirklich anbot. Doch ein paar Tage später war das Wetter zum Glück stabil und wir konnten uns auf den Weg machen. Also bin ich morgens mit Mann und Hund von unserem Campingplatz aufgebrochen und eine Stunde zu Hans, dem Fluglehrer, gefahren. Dort fuhren wir dann gemeinsam mit ihm nochmal eine Stunde weiter zum Rauschberg. Dort ging es dann nochmal von 1.000 auf 1.800 Meter mit der Gondel hinauf.
Der Sprung in den Abgrund
Hans baute den Drachen auf und ich hatte nichts zu tun. Mein Mann fand das mutig, dass ich das machen wollte. Für mich war das nicht mutig, ich hatte ja keine Angst. Ich wollte damit auch niemanden beeindrucken. Ich saß dort auf dem Gipfel und war weder nervös noch voller Vorfreude. Es war einfach wie es war, es hatte eher etwas selbstverständliches, dass ich jetzt endlich das tue, wovon ich geträumt hatte.
Als der Drachen fertig war, wurde ich von Hans eingewiesen, worauf ich zu achten hätte. Wir haben einen kleinen Probelauf gemacht, ich wurde in den Gurt eingeklinkt und dann, über 25 Jahre nach meinem Traum, stand ich endlich mit einem Drachen an der Abflugrampe.
Hinter uns hatten sich schon etliche Touristen angesammelt, um unseren Start anzuschauen, aber ich habe das vollkommen ausgeblendet. Hans fragte mich: Bist Du bereit?
Ich spürte nochmal genau hin. Vertraue ich Hans? Will ich das wirklich?
Ich spürte bei beiden Fragen eine ganz klare Antwort: Ja! Mir war klar: Wenn ich kein gutes Gefühl habe, würde ich auch nein sagen. Da wären mir die ganzen Zuschauer/innen einfach egal.
Ich nickte, Hans zählte bis drei und dann rannten wir beide mit vollem Tempo in den Abgrund. Schon nach 3-4 Schritten verloren wir den Bodenkontakt und der Drachen hob uns in die Luft.
Wir waren dann ungefähr 20 Minuten in der Luft. Von der Spitze dieses Berges hinunter zur Wiese. Ich hatte keine Angst vor der Tiefe, sondern fühlte mich endlich ziemlich nahe dran an dem Gefühl, wie ein Vogel fliegen zu können. Ich kann das nicht beschreiben, wie es mir während des Flugs erging. Aber als wir gelandet waren, kamen mir vor Glück die Tränen. Noch heute kommen mir die Tränen, wenn ich anderen von diesem Erlebnis erzähle. Es gibt nur ganz wenige Erlebnisse in meinem Leben, die mich so tief berühren.
Ein Jahr später der nächste Schritt
Im Jahr danach habe ich in meiner Heimatregion noch einen Schnuppertag gebucht, bei dem ich während des Tandemfluges sogar für ein-zwei Minuten selbst den Drachen lenken durfte. Es war ein unheimlich anstrengender Tag, aber das war es wert. So also fühlte sich fliegen an!
Wieder war ich zutiefst berührt und glücklich!
Aber ich war auch ernüchtert, wie schwer so ein Drachen ist. So ein Drachen wiegt ungefähr 30-40 Kilo, zusammengepackt in einem ca. 6 Meter langen Schlauch. Wie soll ich den tragen geschweige denn auf unser Auto hieven? Auch aufgebaut muss ich das Gewicht auf meinen Schultern tragen können, um mich bewegen zu können. Das ist mir sehr schwer gefallen, ich hatte noch tagelang Blutergüsse an meinen Schultern. Und was das alles kostet!!!
Wieder verblasste mein Traum in den folgenden Monaten.
Der Impuls von außen
Bis ich eine Mail erhielt von Frank, der bei meinem Schnupperflugtag dabei gewesen war. Wir hatten uns ganz gut verstanden, danach nur noch kurz Fotos per Mail ausgetauscht, sonst aber keinen weiteren Kontakt gehalten. Er schrieb mir, dass er gerade bei der Drachenflug-Grundausbildung und ganz begeistert davon sei. Seine Mail endete mit den Worten: Trau Dich!
Mir kam das vor wie eine Botschaft des Himmels, so unerwartet kam diese Mail. Dieses Zeichen hat mich sehr tief berührt.
Ich habe keine Ahnung, ob ich jemals wirklich ganz alleine Drachen fliegen werde. Ob ich das kräftemäßig und finanziell stemmen kann. Aber nach dieser Mail habe ich mir geschworen: Im nächsten Jahr mache ich einen ersten Schritt in diese Richtung, ich werde die Grundausbildung zur Drachenfliegerin machen.
Dann werde ich weitersehen. Vielleicht bleibt es bei der Grundausbildung. Vielleicht mache ich den nächsten Schritt. Vielleicht fliege ich dann eines Tages ganz alleine, so frei wie ein Mensch in der Luft nur sein kann. Und vielleicht reicht mir das eine Mal dann sogar. Ich werde es sehen. Aber ich werde es wenigstens versuchen.
Auf jeden Fall werde ich Frank im nächsten Jahr schreiben: Ich traue mich!
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Dieser Artikel ist Teil einer Blogparade zum Thema „Was will ich wirklich im Leben? – Mein schönes Leben“ von Sandra Liane Braun – Raus aus dem Stress, rein ins Leben. https://sandralianebraun.de/blogparade-leben/